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Das gehört alles dazu? Hege, Pflege und Naturschutz?
Mit den vorangegangen Punkten habe ich in der Diskussion über mein Hobby häufig die ablehnende Haltung durch offene und konstruktive Argumentation abbauen können oder sie sogar ganz überwunden und es kommt die Phase des Interesses, des Erstaunens und der Bewunderung.
Die Gründe für die Jagd haben sich historisch gesehen grundlegend verändert. So war die Jagd über Jahrtausende für die Menschen überlebensnotwendig. Sie lieferte Kleidung, Werkzeuge und vor allem Nahrung. In der Feudalzeit war sie den oberen 10.000 des Adels vorbehalten und hatte eher rumreiche und prestigeträchtige Gründe.
Zweifelsfrei hat die Jagd in unserer heutigen oft monotonen Kulturlandschaft des 21.Jahrhunderts ganz andere Hintergründe. Denn die Hauptaufgabe des Jägers ist das nachhaltige und gewissenhafte Hegen und Pflegen. Böse Zungen würden jetzt sagen…"um das Gehegte und Gepflegte danach abzuknallen"! Wenn doch alles im Leben so schön "schwarz und weiß" wäre. So einfach ist es aber nicht. Es wird nicht wahllos und x-beliebig gejagt, sondern es werden Überschüsse unter der Auflage von behördlich angeordneten Abschussplänen, als auch alte und kranke Tiere aus einem Bestand entnommen. Diese Abschusspläne haben eine bestimmt Wildtierdichte zum Ziel, die verträglich im Hinblick auf land- und forstwirtschaftlich genutzte Wirtschaftsflächen ist. Auch Krankheits- und gar Seuchenaspekte (z.B. Tollwut, Schweinepest, Trichine etc.) kommen zum Tragen. Zudem gibt es gesetzlich festgelegt Jagd- und Schonzeiten. Und grundsätzlich kommt die bereits behandelte Waidgerechtigkeit als moralische Verpflichtung für jeden Jäger hinzu.
Hege und Pflege bedeutet auch Bestandsregulierung durch fehlende Fressfeinde wie Bär, Wolf und Luchs. Auch hierin könnte man eine scheinheilige Rechtfertigung für dieses Hobby vermuten, wenn man davon ausgeht, dass sich Populationen anhand von Nahrungsvorkommen immer selbst regulieren. Aber auch das ist oft zu einfach gedacht. So ist beispielsweise der Fuchs was seine Nahrung angeht ein absoluter Opportunist. Er ist also nicht auf eine Nahrungsquelle angewiesen. So haben speziell Junghasen oder der Nachwuchs und das Gelege von Bodenbrütern, deren Bruthabitate in unserer Monokultur ohnehin schon extrem beschränkt sind, sehr schlechte Karten. Sind diese Bestände soweit zurückgegangen und ausgeschöpft, fallen sie als Nahrungsquelle weg. Dadurch reduziert sich aber nicht der Bestand an Füchsen (ganz im Gegenteil), so dass ein Gleichgewicht entstehen könnte, sondern er weicht wieder auf die kleineren Happen wie z.B. Mäuse aus, die ohnehin den Hauptteil seiner Nahrung ausmachen. Ornithologen wissen, was alleine ein Fuchs für Schaden in einer Brutkolonie anrichten kann. Ich kenne Reviere, in denen ich beim Ansitz mehr Raub- als Schalenwild sehe. Die Folge ist ein nicht Vorhandensein von z.B. Hase, Fasan, Rebhuhn, Lärche und Brachvogel.
Ein weiteres Beispiel sind die Wildschweine, die die klaren Nutznießer der heutigen Monokultur sind und deren Bestände trotz intensiver Bejagung in den vergangen Jahrzehnten regelrecht explodiert sind. Von dem Schaden den sie anrichten ganz zu schweigen, den sich die Landwirte im Übrigen von den Jägern in Form von Wildschadenszahlungen in nicht unerheblicher Höhe bezahlen lassen. Gleiches gilt für Fege-, Verbiss- und Schälschäden an Forstkulturen durch Rot-, Dam- und Rehwild. Was natürlich auch wiederum Konflikte zwischen Landwirten und Waldbesitzern auf der einen, und Jägern auf der anderen Seite hervorruft.
Aber gewissenhafte Hege und Pflege heißt in der Tat nicht nur nachhaltiges Erlegen und Abschöpfen natürlicher Ressourcen im Sinne eines gesunden und ausgeglichenen Wildtierbestandes. Das Anlegen von Hecken, Remisen, Wildäckern, Nisthilfen, Dickungen, Brachflächen, Teichen, etc. ist nicht nur als Lebensgrundlage verbessernde Maßnahme für das jagdbaren Wild gedacht, sondern für alle frei lebenden Tiere. So tragen diese Maßnahmen zur Förderung der Artenvielfalt bei oder helfen sogar bei der Wiederansiedlung bereits verschwundener Arten. Leider stelle ich immer wieder fest, dass sich die "Fronten" zwischen Vertretern von Jagd- und Naturschutzverbänden verhärtet haben. Die Diskussionen sind auf beiden Seiten oftmals von Engstirnigkeit und Ignoranz anstelle von Interesse an Konsens gekennzeichnet. Und so werden Studien von Gegenstudien gejagt etc. Dabei wird oft übersehen, dass die Zielvorstellungen wie Arterhaltung und -förderung, Artenvielfalt und Naturschutz gar nicht so weit auseinander liegen. Uns verbindet die Liebe zur Natur und deren Schutz, daher sollte es nicht so schwer sein, an einem Strang zu ziehen.
Und weiter geht es mit...Was ist das für
eine Ausbildung?
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